Albanien Nord - Endurourlaub / Bericht & Bilder

Anmeldungsdatum: 10.10.2003

@Chefs

Ich seh grad, dieses Forum is no immer auf lächerliche 700 Pixel
eingestellt, daher muss ma wieder die Büda anklicken.
Schradt, Marco und Konsorten, jetzt geb´s endlich amol
800 Pixel ohne Umrechnerei frei, is ja wie im Mittelalter hier. Smile

Albanien, das Land der Blutrache oder
das "vergessene Land".

Das erstemal wurde ich vor vielen Jahren auf Albanien
aufmerksam im Ferienflieger. Da konnte man aus tausenden
Metern die vielen Schotterstrassln im Gebirge erkennen,
die hatten natürlich ihren besonderen Reiz.

Albanien litt die letzten 40 Jahre unter kommunistischer
Diktatur und war weltweit das am besten vom Westen
abgeschotteste kommunistische Land. Bis vor ein paar
Jahren war die Einreise nur mit politischen oder
wirtschaftlichen Beziehungen möglich. Verwandtenbesuch
aus dem Ausland war nur mit Genehmigung in öffentlichen
überwachten Unterkünften möglich.

Kein Wunder, dass die "Revolution" in Albanien als
letzter eintraf, 1999 fielen die letzten Schüsse.
Derzeit regiert die erstmals gewählte demokratische
Regierung. Seit 2003 kann man problemlos einreisen.

Nach mehreren erfolglosen Versuchen eine kleine
Truppe zusammenzustellen gings Ende September
nun nach Albanien. 2 Mann auf 2 Superenduros
goes to Albania.

Angereist sind wir mit der Fähre von Triest nach Durres.

Das Gebirge steigt gleich von der Küste steil an.
Asphaltstrassln gibts dort an den Küsten und manchmal
auch welche, gespikt mit bis zu 1 m tiefen Löchern
auch im Landesinneren. Fehlende Kanaldeckeln, usw...

Ethnisch ist Albanien zweigeteilt, im unwegsamen
Norden leben die Geten (meist Katholiken) im
Süden die Tosken, Moslems oder orthodox.

Auf Grund Landschaft war der Norden unser Ziel,
die albanischen Alpen, einsam, unwegsam bis
knapp 3.000 m hoch.

Wie in allem armen Ländern, solange man täglich schaun
muss, dass die Familie was zu Essen hat, interessiert
Umweltschutz keine Sau. Dreck immer und überall.
Keine Müllabfuhr. Der Müll wird hinterm Haus
oder sonstwo abgelagert, wenn der Müllberg zu hoch wird,
wird er einfach abgefackelt.

Unterkunft: In manchen Städten gibt es schon
ein Hotel, zwar einfach aber sauber. Sogar
Privatpensionen gibt es schon da und dort.
In verlassenen Gegenden (Norden) schlaft
man öfter bei Familien. Die Albaner sind
für ihr Gastfreundschaft bekannt.

Tankstellen gibt es überraschenderweise genug,
auch bleifrei ist fast überall erhältlich.
Der Sprit kostet genausoviel wie bei uns,
das Bier kost 30 cent, eine Übernachtung im
Hotel ca. 15 Euro inkl. Frühstück. Insgesamt
ein sehr günstiges Reiseland.

Von Shkoder im Norden geht´s zu der wohl aufregendsten
Tour, nach Theth, dem Zentrum der Blutrache.
Theth ist ein Bauerndorf im Hochgebirge,
besteht aus 5-7 Häusern, ist nur mit 4x4
erreichbar. Durch traumhafte Gebirsgslandschaft
gehts ca. 100 km auf Super-Pisten durch
Schluchten und über atemberaubende Pässe nach Theth.
Benzintank war randvoll, nachdems in Theth
kein Hotel oder ähnliches gab, hofften wir
auf Bleibe bei einer Familie. Dies war
dann auch null Problem. Obwohl die dort
oben noch nie ein Motorradl gesehen haben,
wurden wir sofort herzlich eingeladen.
Eine Nacht am warmen Kaminfeuer war gesichert.

Blutrache:
Albanien gilt weltweit als das "Land der Blutrache".
Obwohl verboten, gelten besonders im Norden 500 Jahre
alte Schriften noch immer als "Gesetz". Eine
Zwistigkeit zwischen 2 Familien führt dazu,
dass ein männlicher Verwandter der anderen
Familie umgebracht werden muss (meist erschossen),
in Folge natürlich auch umgekehrt.
Darauf wurden Bluttürme gebaut, in denen
sich die Auserwählten verschanzten, oft
viele viele Jahre lang. Bei den ersten
demokratischen Wahlen vor 3 Jahren wurde
von der EU noch kritisiert, dass für
nachweislich 269 Albaner, die sich wegen
der Blutrache verschanzt halten, keine
Wahlmöglichkeit geboten wurde.
Ganz normal ist auch in Albanien, dass noch
immer viele mit Waffen herumlaufen,
besonders in den Bergen.

Normalerweise fahren die wenigen Leut wieder
auf der selben Strecke zurück. Wir entschieden
uns aber, durch ein anderes Tal zu fahren.
Entlang traumhafter Flüsse, über Pässe und
durch Schluchten gings Richtung Skhoder.

Irgendwie a Wahnsinn, stundenlang durchs
Gebirge zu fahren, ohne einer Menschenseele
zu begegnen, nur a paar Esel und Ziegen.
Der Benzinverbrauch is offroad auch um
einiges grösser. Als dann die Reserve zu
leuchten begann und wir wussten, des geht´s
sie nie und nimma aus, wurden wir a bissl nervös.
Die nächsten 2 Pässe sind wir mit abgestellten
Motor runtergerollt. Gedanklich waren wir
schon bei einem mehrstündigen Fussmarsch,
als plötzlich und unerwartet ein Minibus
um die Kurvn polltert. Motorradl quergestellt,
die Leut begrüsst und um Benzin gebettelt.
Ein Bauer hat uns dann 4 Liter Sprudl
verkauft, seine Motorsäge muss jetzt wieder
2 Wochn woarten.

Mit diesen paar Litern und einer fürchterlichen
benzinsparenden Nudlerei haben wir mit
dem absolut letzten Tropfen Skhoder erreicht.

Nächstes Ziel war mal "Mare", a bissl ausspannen
am Meer.

Albanien gilt auch als das Zigarettenschmuggelzentrum
Europas und Westasiens. Aus Dokus wusste ich,
dass die mit bis zu 1000PS-starken Schnellbooten
mit den italienischen Behörden Katz- und Maus
spielten. Auf diese Powerboote waren wir
natürlich neugierig, also machten wir
uns auf die Suche. Leider umsonst, dafür
war aber des Fahren entlang der Küste genial.

Langsam wurde es Zeit, wieder Richtung Durres
zu Fähre zu fahren. Eine Übernachtung stand
noch aus, daher entschieden wir uns noch
für einen Umweg durch die Berge, und der
hatte sich dann echt gelohnt.

Das einzige mal haben wir vergessen, den
Camelbak aufzufüllen, die Folge war, gegen
14.00 Uhr waren wir fast verdurstet, nicht
einmal a Bacherl war wo zum Erfrischen.
Endlich seh ich an Bauern am Feld, winke
ihm freundlich zu und frag ihn um etwas zu trinken.
Fazit: 1 Std später hatte wir so an Rausch,
dass an weiterfahren nimma zu denken war.
Die Familie bestand darauf, bei ihnen
zu nächtigen. Den ganzen Nachmittag wurde
dann getrunken, gegessen, Verwandte zu
Fuss besucht, geritten, usw... absolut
genial.
Das ist absolut typisch für Albanien,
total hilfsbereite und gastfreundliche Leut,
die geben Dir s´Letzte, obwohls eh nix haben.

Mit an ziemlichen Kater sind wir nächsten Tag
noch a paar Schotterstrassln zur Fähre nach
Durres getucktert. Jetzt freuten wir uns
schon richtig auf an sonnigen Tag am Schifferl
und vorallem auf Familie und Kids zu Haus.

Sicherheit: In den wenigen Büchern über Albanien,
am Schiff von der ital. Besatzung, selbst
von den Mittel- und Südalbanern wird dringend
vor Reisen in den unwegsamen Norden gewarnt,
wegen Bauchaufschlitzen, Ausrauben und so
Schas. Tatsächlich stellt man gleich fest,
alle, die sowas behaupten, waren noch nie dort.
Von anderen Quelle erfährt man von der
Gastfreundschaft gegenüber Fremden usw..
Ich hab mich dort immer und überall sicher
gefühlt, des Motorradl war nie in einer
Garage eingesperrt. Nach 2 Tagen hab
ich den Helm am Lenker gelassen und bin
einkaufen gegangen. Natürlich sind
die Leut neugierig, wenn zwei so Wappler
daherkommen, aber unvorstellbar, dass
da einer was stiehlt. Eher kriegst no
des letzte was er hat, als das er Dir
was wegnimmt.

Super Leut dort unten, is net weit weg,
also, hinfahren, marsch, marsch ...

So long
Gerhard

Verfasst am : Do, 5. Okt 2006, 14:22 Titel:

Super Bericht und tolle Bilder!
Macht Laune auch mal dahin zu fahren!

Gruss Marco

Verfasst am : Do, 5. Okt 2006, 14:52 Titel:

Ein ehrlicher und bildlich schöner Bericht -> vielen Dank !

Beste Grüße aus L

Peter

Anmeldungsdatum: 06.08.2004

Verfasst am : Do, 5. Okt 2006, 15:57 Titel:

Tolle Bilder und interessanter Bericht. Danke!

panama53

Verfasst am : Do, 5. Okt 2006, 15:57 Titel:

Hallo Gerhard,

besten Dank für deine Mühen deine Bilder hier ins Forum zu setzen. Besonders schön ist auch der kleine Kommentar zu den Bildern. Was soll ich sagen:

Ciao
Volker...

Verfasst am : Do, 5. Okt 2006, 16:35 Titel:

Super und ehrlicher Bericht!!

Einer der Berichte die Fernweh erzeugen!

Verfasst am : Do, 5. Okt 2006, 19:16 Titel:

Hallo und dickes Lob für diesen tollen Bericht.

Klasse geschrieben und geniale Fotos.

Auch ich hab mal in einem entfernten Land soviele Ketten eingepackt, Sicherheitsvorkehrungen getroffen und und und.....

Und : nix war mit Dieb und Totschläger-

Geb dir Recht Gerhardt, erstmal selber schauen und dann urteilen.

Beste Grüße aus Düsseldorf

Verfasst am : Do, 5. Okt 2006, 19:22 Titel:

Phantastisch

Absolut super Bericht.

Ich glaube, es gibt allerdings kein ärmeres Land in Europa. Fast Unglaublich.
Für was sind eigentlich die ganzen weißen Lieferwagen auf einem Bild? ph34r

Ich fühle mich allerdings immer ein bisschen unwohl wenn ich als vollgefressener Deutscher irgendwo auf der Welt in einem Armenhaus auftauche.

Trotzdem Super und eine Überlegung wert.

Smile

Anmeldungsdatum: 25.04.2004

Hallo Gerhard, ich kann mich nur freuen über solche tollen Berichte. Smile

Hatte schon 1981 mit Frau und Freunden Motorrad-Tour über Ungarn nach Sarajewo, Mostar bis Split auf Landstrassen gefahren. Gastfreundschaft ist scheinbar gegenüber Motorradfahrern deutlich höher angesiedelt als
bei Pauschal-Touristen. Dies konnte ich auch schon von Weltenbummler Michael Martin erfahren. Auf seinen gesamten Touren wurde er immer wieder von ärmsten Leuten eingeladen. Wer lädt eigentlich bei uns einen Fremden zum Essen und Trinken bzw. gar zum Übernachten ein ?? unsure

Grüße aus FRANKEN!
wernerspanni

Verfasst am : Do, 5. Okt 2006, 20:01 Titel:

Ich möchte mich meinen Vorkomplimentierern anschliessen, Super.
Du wirst noch zum Albanien Gery

Eine Frage bleibt aber, das wäre doch mit der LC8 ADV auch gegangen?
Dazu ist sie doch geschaffen, oder sehe ich das falsch?

Peter

Verfasst am : Do, 5. Okt 2006, 20:25 Titel:

Verfasst am : Do, 5. Okt 2006, 21:02 Titel:

Wunderbarer heul

wenngleich auch total verlogener Bericht Mr. Green

(Was soll dieses "ehrlicher" bei euren Postings wacko

1. Warum soll er nicht ehrlich sein und 2. woher wollt ihr das überhaupt wissen unsure

)

((RS, nix für Ungut, aber das halte ich für scheinheiliges Gesülze und mir wird bei diesen Aussagen immer ein besserl schlecht "...schlechtes Gewissen, arme Menschen, deshalb nicht dorthin fahren...". Im Gegenteil, hinfahren, einen Haufen Geld mitnehmen und alles dort lassen Exclamation

))

Verfasst am : Do, 5. Okt 2006, 21:32 Titel:

Verfasst am : Do, 5. Okt 2006, 21:51 Titel: